Studieren in Zeiten von Corona ist zur neuen Realität geworden und stellt die Studierenden vor große Herausforderungen. Bei Erstsemester-Studentin Laura Döll ist es etwas anders. Noch im Arbeitsalltag in einer Klinik, erlebte sie die erste Corona-Welle hautnah mit und nun stellt sie ihr medizinisch duales Studium ,,Physican Assistant“ vor noch größere und zusätzliche Herausforderungen.


Die Anfänge
,,Meine Arbeit hat mir schon Spaß gemacht, aber sie hat mich einfach nicht ausgefüllt. Ich wusste, dass ich mich noch gern weiterbilden möchte, das konnte jetzt einfach nicht alles gewesen sein“, erzählt sie, entspannt auf dem Stuhl sitzend, mit einer Tasse Kaffee in der Hand.

Laura Döll hat den Schritt gewagt und in diesen unsicheren Corona-Zeiten ein duales Studium zur ,,Physican Assistant“ in Plauen begonnen.
Bild: H.Manss


Laura absolvierte im Jahr 2015 ihr Abitur im Bereich Gesundheit und beendete 2018 ihre Ausbildung zur medizinisch-technischen Assistentin für Funktionsdiagnostik in Göttingen. Nach ihrem Abschluss wollte sie gern zurück in die Heimat, zurück zum Freund, zur Familie und zu den Freunden. ,,Neurologie war schon in der Ausbildung mein Lieblingsgebiet, deshalb war ich froh, dass ich im Klinikum Eisenach eine Stelle in der Neurologie fand. Es hat alles sofort gepasst und es war wirklich eine wunderschöne Zeit!“, erzählt sie freudig.

Aber Laura wollte mehr. Ihr neues Studium ,,Physican Assistant“  ist ein relativ junger dualer Studiengang, der ein neues Berufsbild schafft und auf ihrem bisherigen Beruf aufbaut. Das duale System beinhaltet dreimonatige Praxis- und Theoriephasen im Wechsel. Aber worum geht es in diesem Studiengang genau? ,,Als Physican Assistant ist man das Bindeglied zwischen dem Pflege- und dem ärztlichen Bereich, man hat somit mehr Befugnisse und Kompetenzen und arbeitet den Ärzten und Ärztinnen direkt zu. Es soll somit einen besseren Ablauf und eine bessere Kommunikation in der Klinikarbeit gewährleisten und eine Entlastung der Ärzte und Ärztinnen erzielen. Außerdem soll es dem Ärztemangel entgegenwirken“, erklärt Laura, während sie kurz an ihrem Kaffee nippt. Mit der Zusage klappte es nicht direkt, sie musste sich über ein Jahr lang bewerben. ,,Eigentlich wäre ich gerne in der Heimat geblieben“, sagt sie und ein leicht enttäuschender Gesichtsausdruck ziert ihre Mimik. Allerdings ist der Studiengang bzw. das Berufsbild noch nicht in die ländlichen Gefilde Deutschlands vorgedrungen und bekannt geworden, sodass sie zunächst nur Absagen erhielt. ,,Ich war ziemlich traurig über die Absagen, das zieht einen schon runter, aber dafür habe ich mich umso mehr gefreut, dass ich einen Platz in Plauen bekommen habe!“ und auf ihrem Gesicht blitzt ein Lächeln hervor, ,,Die Ausbildung dort ist sehr gut, da Plauen eine der ersten Städte war, die den Studiengang angeboten haben und dementsprechend auf viel Erfahrung zurückblicken können“, berichtet sie weiter.


,,Oh Gott, na klar hatte ich ein bisschen Angst wie das mal wird!“
Nach der Zusage stürzte sich auch Laura, wie jeder Studienanfänger und jede Studienanfängerin in das Chaos der Bewerbungsformalitäten, der Wohnungssuche und in die Vorbereitungen für das Studium, bevor sie überhaupt realisierte was genau passiert. ,,Es war schon ziemlich chaotisch, auf einmal diesen neuen Schritt zu gehen und alles vorzubereiten, schließlich musste ich auch noch schnellstmöglich meinen Job kündigen und das alles, obwohl man es noch nicht richtig realisiert hatte, aber gott sei dank hat alles geklappt!“, erinnert sie sich zurück und lacht.


Trotz aller Vorbereitungen, kommen bei jedem Studienanfänger und Studienanfängerin, Erwartungen, Wünsche und Ängste vor dem Studium auf. Die meisten wissen nicht was sie erwartet und gerade in Corona- Zeiten ist es noch schwerer abschätzbar. ,,Oh Gott, na klar hatte ich ein bisschen Angst wie das mal wird, ich wusste nicht was mich erwartet und es ist eben ganz anders als meine Ausbildung, gerade auch in den heutigen Zeiten, aber hauptsächlich habe ich mich auf das Neue gefreut. Gefreut darauf, neue Menschen kennenzulernen, Freunde zu finden und auf das, was man eben aus Geschichten von studierenden Freunden so kennt“, sagt sie schmunzelnd und lehnt sich ein Stück weiter in den Stuhl.


Corona ändert alles
Doch dann kam Corona und mit Corona die Lockdowns. Lauras Blick wandert in die Kaffeetasse und sie erzählt seufzend: ,,Im Endeffekt kam alles anders. Keine Einführungswoche, nur eine kleine Gruppe aufgeteilt auf unterschiedliche Räume, keine wirkliche Chance die anderen Mitstudierenden in der Uni kennenzulernen und genauso wenig im privaten Raum und die Situation des Studiums kommt noch dazu, es besteht keine wirkliche Nähe zu den Dozenten für Fragen oder anderes, nur über Videokonferenz oder online sind diese zu erreichen. Auch die unterschiedlichen Tutorien für wichtige Untersuchungstechniken sind komplett ausgefallen.“ Man merkt deutlich, wie sehr sie die Situation belastet.

Corona verändert auch das Lernverhalten – von Präsenzveranstaltungen im Hörsaal zum Selbststudium via Videokonferenz im eigenem Zimmer
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Der Ausfall dieser Tutorien ist ein kleines Desaster, denn wenn Laura im Januar in ihre Praxisphase geht, wäre das Beherrschen dieser Untersuchungstechniken extrem von Vorteil, ,,Ich würde viel selbstbewusster in die Praxis gehen, wenn ich es schon mal gemacht hätte, so komme ich mir ziemlich hilflos vor“, erzählt sie sichtlich verunsichert.


Von Isolierung, Einsamkeit und Selbstzweifel
Gerade in Corona Zeiten sind Isolierung und Einsamkeit für viele Menschen ein ständiger Begleiter geworden und nicht selten fühlen sich besonders Studienanfänger und Studienanfängerinnen durch die fehlenden Kontakte und Präsenzlehre vernachlässigt und einsam. ,,Ich fühle mich schon teilweise allein gelassen, gerade wenn ich Fragen oder Hilfe von Dozenten benötige, die fehlende Präsenzlehre macht das nicht gerade besser. Auch hinsichtlich neuer Kontakte ist die Situation nicht optimal, zwar hat man bereits ein paar nette Menschen kennengelernt, aber es ist immer noch eine völlig andere Situation. Eine neue Stadt, eine neue Wohnung und fehlende Kontakte sind eben nicht gerade förderlich für einen guten Start. Hinzu kommt, dass der Uni-Stoff nochmal etwas anderes ist und ich manchmal schon Angst habe, ob ich das alles schaffe und ob ich genug gelernt habe, dafür fehlt eben das Feedback. Im Endeffekt zweifle ich schon manchmal an mir“, räumt sie ein und ein kurzes Schweigen macht sich breit.


Lichtblicke
Doch es gibt auch Hoffnung. Ihre Universität bemüht sich Präsenzphasen, die unter Einhaltung der Corona-Hygiene-Konzepte machbar sind, aufrecht zu erhalten, um den Studierenden wenigstens ein bisschen Praxis mitgeben zu können. Auch die höheren Semester sprechen den Studienanfängern gut zu und geben ihnen Hoffnung, dass auch wenn es momentan schwer ist, sie keine Angst haben sollen.
,,Insgesamt bemüht sich die Uni, uns trotzdem einen guten Start zu ermöglichen, wobei manches aber einfach wirklich nicht klappt“, äußert sich Laura, schaut in Richtung Fenster und schenkt sich noch einmal Kaffee nach.

Besonders extrem werden die Herausforderungen durch Corona im Gesundheitssektor jedoch in der bevorstehenden Praxisphase, denn was passiert, wenn der Notstand ausbricht und die Zahlen weiter steigen? ,,Es wurde uns bereits zu Anfang gesagt, dass wenn diese Extremsituation eintritt, wir direkt ins Klinikum müssten, um dort auszuhelfen. Somit würde sich unser Studium und unsere Studienabschnitte komplett verschieben!“, antwortet sie.

Zum Glück gibt es Hilfe im Hinblick darauf, wie die besonderen Herausforderungen gemeistert werden können. Dazu hat Laura, innerhalb der Praxisphasen im Klinikum, einen betreuenden Arzt zugewiesen bekommen, an welchen sie sich wenden kann, egal welche Probleme auftreten. Dazu fand bereits ein Vorgespräch in Präsenz statt, bei dem der betreuende Arzt auf sie einging und sie nach ihrem Befinden und der aktuellen Studiensituation befragte.

Wünsche für die Zukunft – Laura vor ihrem neuen Arbeitsplatz
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,,Trotzdem gleicht das Klinikum einem Hochsicherheitstrakt, es gelten strenge Regeln, sogar einen Masken-Erkennungs-Scanner besitzt die Einrichtung!“, sagt sie und lacht. ,,Dieses Gerät war schon sehr beeindruckend. Etwas komisch hingegen war es auf dem Weg zum Vorgespräch. Ich wurde ständig angesprochen, dass ich doch bitte gehen soll, weil ich keine Arbeitskleidung trug und musste beteuern, dass ich einen Termin beim Chefarzt habe, das war ziemlich komisch!“, merkt sie weiter an, leicht die Stirn runzelnd.


Zukunftsvisionen
Corona hat bereits alles verändert, auch hinsichtlich ihres bisherigen Berufs und wird es noch weiter tun, welche Erwartungen hat man diesbezüglich an das neue Arbeitsleben in einem neuen Klinikum? ,,Ich stelle es mir ziemlich schwierig und emotional vor, besonders durch das Besucherverbot. Das schürt Einsamkeit und durch fehlende Mimik und Gestik kann man keine wirklichen Emotionen auf Anhieb ausdrücken, aber deshalb ist es umso wichtiger auf den Patienten einzugehen und ihn in gewisser Weise zu entlasten. Schwierig wird auch, dass auf Station keine wirkliche Gemeinschaft durch Corona mehr möglich ist und umso schwieriger ist es, so in das Team reinzukommen, das könnte ich mir so vorstellen. Aber im Großen und Ganzen denke ich, dass ich sehr viel lernen werde, auch für mein späteres Berufsleben. In Krisenzeiten wachsen wir über uns hinaus und reifen mit unseren Herausforderungen. Deshalb sehe ich es positiv für die Zukunft und ich freue mich auf all die neuen interessanten Aufgaben, denn man lernt nicht nur alles über Corona- Patienten, sondern grundsätzlich sicher auch das, was ich lernen soll und wofür ich hier bin!“, bekräftigt sie hoffnungsvoll und lächelnd.


Und was wünschst du dir für die Zukunft?
Video: H.Manss