Hybride Lernsettings – Was soll das? (2/4)

Das folgende Lernszenario wird momentan weitläufig unter einer hybriden Lehrveranstaltung verstanden:

Hierbei findet die Lehre vor Ort statt, wird aber beispielsweise über eine Webkonferenz auch Teilnehmenden zu Hause zugänglich gemacht. Dieses Szenario ist organisatorisch und technisch anspruchsvoll und erfordert wegen der notwendigen Video- und Audiotechnik eine entsprechende technische Ausrüstung. Zudem gelten besondere Datenschutzanforderungen.

Diese Definition von einem hybriden Lernsetting offenbart sowohl die Vorteile als auch die Nachteile. Vorgestellt wird hier eine Veranstaltung, die synchron stattfindet und dabei gleichzeitig ortsabhängig wie ortsunabhängig. Das bedeutet, dass der eine Teil der Lernenden in Präsenz vor Ort, während der andere Teil digital dazu geschaltet wird.

Was sind die Vorteile eines solches Settings?

Zum einen bieten sie mehr Zugangsmöglichkeiten, denn es können mehr Personen an einer Veranstaltungen teilnehmen. Das ist nicht nur in Zeiten der Corona-Krise ein Vorteil. Eltern, Menschen mit Behinderungen, Personen mit psychischen Krankheiten, Rückenproblemen oder anderen Beschwerden… Die Liste derer, die früher öfter und gerade in der Corona-Krise durch Quarantäne o.Ä. den Veranstaltungen fernbleiben mussten, ist lang. All diese können nun virtuell teilnehmen. Außerdem waren Veranstaltungen häufig auf die räumlichen Möglichkeiten und Gegebenheiten begrenzt. Durch hybride Lernsettings sind diese Zugangsbeschränkung aufgehoben. Zudem lädt das Lernsetting die Lehrenden dazu ein, sich neu mit den digitalen Medien auseinanderzusetzen. Dadurch entsteht eine andere Beschäftigung mit digitalen Lernmethoden und eine andere Form der Interaktion. 

Was sind die Nachteile eines solches Settings?

Gleichzeitig bringt ein solches Szenario organisatorische, technische und datenschutztechnische Schwierigkeiten mit sich. Neben der Bereitstellung der technischen Ausrüstung muss im Grunde genommen zusätzliches Personal eingestellt werden, das sich um die Technik kümmert. Dass das nicht immer sein muss, zeigt das Zentrum für Mediales Lernen. Wird die entsprechende Hardware für 500-750€ bereitgestellt, ist die technische Hürde in jedem Fall nicht mehr so groß. 

Datenschutztechnisch problematisch wird es spätestens bei Referaten oder anderen Beiträgen der Lernenden. Diese müssen sich – genau wie bei einer reinen Webkonferenz – nicht filmen lassen. Das führt zu dem Problem, dass dieses Format viele Anreize zu rein deduktiven Lehrmethoden schafft. Um die datenschutztechnisches Probleme zu umgehen, hält bei manchen wieder der altbewährte Frontalunterricht her.

Außerdem ist fraglich, ob sich eine produktive Lern-Atmosphäre entfaltet. Es wird für die meisten Lehrenden zunächst sehr ungewohnt sein, sowohl vor der Kamera als auch vor Personen zu sprechen.

Fazit?

Das hybride Lernsetting, das sowohl ortsabhängig als auch ortsunabhängig stattfindet, bringt einige Schwierigkeiten mit sich. Mit einiger Vorbereitung kann diesen jedoch entgangen werden. Darauf gehen wir im nächsten Blogartikel ein. Es bleibt trotzdem festzuhalten, dass andere hybride Lernsettings erfolgsversprechender sind.

Was sind die Vorteile von anderen hybriden Lernsettings?

Schon vor Corona ging es immer öfter in Richtung hybride Lernsettings, denn bei den meisten Veranstaltungen waren digitale Endergebnisse das Ziel. So wurde Ergebnisse und Links z.B. in Form von Etherpads, Padlets und sonstigen kollaborativen Sicherungsmöglichkeiten festgehalten. Das birgt für alle Vorteile: für die Nicht-Anwesenden, dass sie trotzdem in einer Form teilhaben können und sogar ihren Content noch beisteuern können, für die Teilnehmenden, dass sie auf die wichtigsten Informationen und Ergebnisse nochmal zurückgreifen können und auch dass sie von den Nicht-Anwesenden profitieren können.

Auch Blended Learning steht für ein hybrides, didaktisches Konzept, das abwechselnd asynchrone und synchrone Lernsettings miteinander kombiniert. In den asynchronen Phasen können die Lernenden sich in ihrem Tempo Lerninhalte aneignen, in den synchronen Phasen werden alle Lernenden auf einen Nenner gebracht. Die Gefahr, einfach Frontalunterricht zu machen, ist damit deutlich geringer als bei dem oben vorgestellten hybriden Lernsetting. Auch technisch und in Bezug auf den Datenschutz stellen solche Lernszenarien keine so große Herausforderung dar.

Was sind die Nachteile?

Das Ziel des hybriden Lernsettings ist, die Zahl der physisch Anwesenden zu verringern. Das ist bei den anderen hybriden Lernsettings nicht grundsätzlich gegeben. Auch ist die Vorbereitung solcher Lernsettings deutlich intensiver als bei der Präsenzlehre. So müssen Arbeitsmaterialien schon viel früher fertig sein und dafür geeignet sein, sich selbstständig und ohne Eingriff einer Lehrperson die Lerninhalte anzueignen. Auch ist bei der asynchronen Lehre problematisch, dass Schwierigkeiten mit den Lerninhalten erst spät gemerkt werden. Diese müssen praktisch bei der Erstellung der Lernmaterialien antizipiert werden. Wenn man also ohne Lehrerfahrung in hybride Lernsettings einsteigt, sollte man umso mehr auf Erfahrungen von anderen Lehrenden setzen.

Fazit?

Am Ende scheint es Typ-Sache zu sein. Welches Lernsetting besser zu der jeweiligen Lehrperson passt, sollte sie selbst entscheiden. Die Integration von hybriden Lernmethoden ist aber in jedem Fall lohnenswert. Viele Vorteile wie nachnutzbare Lernmaterialien, mehr Kanäle zum Lernen (audiovisuelle Lernmethoden), Barrierefreiheit und mehr Flexibilität für die Lernenden sprechen für sich!

Im nächsten Blogartikel beschäftigen wir uns mit den Tipps und Tricks zu hybriden Lernsettings.