Das digitale Klassenzimmer mit DSGVO-konformen Tools

Einfach nur den Laptop anmachen, einwählen – und schwups geht der digitale Unterricht los. Ganz so einfach ist es für die Lehrkräfte dann doch nicht. Unterricht muss geplant und das digitale Klassenzimmer eingerichtet werden. Gibt die Lehrkraft beim Planen des digitalen Unterrichts nicht genügend Acht, hat dieses digitale Klassenzimmer auf einmal von allen Seiten Glaswände. Dann sind die Lernenden ungeschützt der Öffentlichkeit preisgegeben. Die wenigsten wissen bzw. können wissen, was mit den eigenen Daten im Netz passiert. Sich da noch um den sensiblen Datenverkehr von anderen, und zwar seinen Lernenden, zu kümmern, erscheint fast unmöglich. Dabei sind Lehrkräfte durch die DSGVO verpflichtet, die personenbezogen Daten ihrer Lernenden zu schützen. Ansonsten können harte Strafen drohen, schließlich möchte man das gläserne Klassenzimmer verhindern und für die Lernenden eine ruhige und private Arbeitsatmosphäre schaffen. Was die DSGVO bedeutet und wie sich diese Verordnung auf die Praxis auswirkt, haben wir im letzten Artikel geklärt (s. hier). In diesem Artikel wollen wir wissen, wie wir in der Praxis mit DSGVO-konformen Tools ein digitales Klassenzimmer schaffen und gestalten können: vom Klassenzimmer bis zur Tafel und den Schließfächern zur Mappe und dem Methodenkoffer. Wir haben zwar eine Auswahl getroffen, freuen uns aber auch über eure Tipps.


Zur Beruhigung: Es gibt genügend DSGVO-konforme Tools, um qualitativ hochwertigen Unterricht zu gestalten und jeden didaktischen Bereich abzudecken. Teilweise sind die kostenfreien Versionen zwar eingeschränkt, reichen meist aber völlig aus. Wir haben euch sowohl Artikel mit mehr Infos zu der jeweiligen didaktischen Funktionen als auch das Tool selbst verlinkt. Hiermit kann die Gestaltung eines sicheren digitalen Klassenzimmers gelingen:

Das Klassenzimmer: BigBlueButton

Bild von Elf-Moondance auf Pixabay

In der Präsenzlehre ist die Auswahl an Räumen für den Unterricht vorgeben, rein organisatorisch sind Raumwechsel nicht möglich. In der digitalen Lehre sind die Klassenräume die Audio- und Videokonferenz-Tools. Die Auswahl an diesen ist riesig: Zoom, Big Blue Button, Microsoft Teams, TeamViewer, Skype, Facetime, Jitsi, WebEx etc. Die Konferenz-Tools haben alle ihre eigenen Features und Vorteile. Anders sieht es leider jedoch in puncto Datensicherheit aus – diese liefert fast ausschließlich BigBlueButton. Die Open Source Videokonferenz Plattform ist neben Jitsi – was aber bei weitem nicht so benutzerfreundlich ist – das datenschutzfreundlichste Tool. Wer gerne Hilfestellung für das Tool haben möchte, kann gerne hier oder auf unserem Youtube-Kanal schauen. Da nahezu alle in den letzten Jahren in den Genuss der Benutzung eines Videokonferenztools geraten sind, wird hier auf eine weiterführende Erläuterung verzichtet.

Die Tafel: Collaboard

Als Tafeln dienen heutzutage – digital wie in Präsenz – Whiteboards. Während es in der Präsenzlehre dafür ein Smartboard benötigt, braucht es in der digitalen Lehre ein Tool. Collaboard ist von der riesigen Tool-Auswahl die DSGVO-konforme Variante. Es eignet sich insbesondere, um ein Tafelbild zu erzeugen und festzuhalten. In Echtzeit kann auf dem digitalen Workspace aber auch in Gruppenarbeit zusammengearbeitet werden und Ergebnisse generieren. Drei Boards stehen zur kostenfreien Verfügung, ansonsten ist das Board mit 3€ pro Einzelperson eines der preiswertesten.

Das Schließfach: Nextcloud

 Bild von elizabethaferry auf Pixabay

Um die Arbeitsmaterialien wie Arbeitshefte oder Kunstmappen etc. abzustellen, befindet sich in jedem Klassenzimmer ein Schrank bzw. auf den Gängen Schließfächer. Wir bleiben bei dem Bild des Schließfachs, da diese viel besser auf unserer sicheres Tool passen: In der digitalen Welt braucht man für so etwas nämlich lediglich ein raum- sowie platzsparendes Netzwerk, auf dem man alles speichern kann – auch bekannt unter dem Namen Cloud. Von allen Speicherriesen bietet Nextcloud aber nicht nur beim Bereitstellen von Dateien absolute Sicherheit in Bezug auf Datenschutz und Privatsphäre, sondern lässt auch bei darüber hinausgehenden Funktionen kaum Wünsche übrig. Die Installation und Nutzung sind relativ einfach und die Plattform ist gerade auch für die Zusammenarbeit in geschlossenen Gruppen sehr geeignet.

Die Hefte: TaskCard und Kits-Tools

Neben der Tafel braucht es auch strukturierte Methoden zur Ergebnissicherung. Im Präsenzunterricht ist es die Mappe der Lernden, in denen die Ergebnisse gesichert werden. In der digitalen Lehre sind es die Pinnwand- und Mindmap-Tools. Als Pinnwand-Tool können wir TaskCard empfehlen, auch wenn hier eine Registrierung notwendig ist. Die Tools von Kits bieten jedoch auch DSGVO-konforme Tools ohne Registrierung an. Dort kann sowohl das KitsPad als Pinnwand und TeamMapper als Mindmap genutzt werden.

Sowohl kollaborativ als auch einzeln können die Lernenden ihre Ergebnisse in den Tools festhalten. Schon während des Seminars können die Lernenden damit beauftragt werden, innerhalb dieser Tools Ergebnisse festzuhalten. Das hat den Vorteil, dass die Teilnehmenden einerseits sich eher verpflichtet fühlen, aufzupassen und andererseits Ergebnisse für sich verständlich zu sichern. Während es sich bei TeamMapper eher um ein kreatives und individuelles Festhalten von Ergebnissen handelt, eignet sich Taskcard eher für eine strukturierte und systematische Form der Ergebnissicherung oder fürs Festhalten der Hausaufgaben. Damit wird auch das Hausaufgabenheft unnötig.

Bild von DavidRockDesign auf Pixabay

Der Methoden-Koffer: Oncoo und QuizAcademy

Jede Lehrkräft kommt mit einem Methodenkoffer ins Klassenzimmer, entweder ist er mental vorhanden oder er exisitiert physisch. In der digitalen Lehre erhalten wir so oder so Unterstützung bei der Unterrichtsgestaltung. So lassen sich mit Oncoo und Quizacademy DSGVO-konform viele Unterrichtseinheiten organisieren: Um z.B. mit einem Blick auf das Feedback der Lernenden entscheiden zu können, ob die Meinungen weit auseinandergehen, lohnt sich die Zielscheiben-Evaluation von Oncoo. Aber auch viele andere Aufgaben lassen sich durch Oncoo ohne Registrierung durchführen: z.B. kann Gruppenarbeit mit Oncoo einfach strukturiert werden. Insbesondere hilfreich ist bei dem Tool, dass die Lehrkraft jederzeit auf einen Blick den Überblick behält, wer mit den Aufgaben bereits fertig ist und wie viele Personen noch Zeit brauchen. In der digitalen Lehre ist das sonst viel schwieriger zu bewerkstelligen als in der Präsenzlehre. Mit Quizacademy lassen sich Quize und Karteikarten erstellen, verbreiten und analyisieren. Damit können viele Unterrichtseinheiten spielerisch realisiert werden.


Fazit

Mit diesen Tools an der Hand können wir für unseren Lernenden ein sicheren, privaten Klassenraum schaffen, der nicht von allen Seiten Glaswände, sondern dicke Stahlmauern hat. Also auch datenschutzkonform kann man im digitalen Klassenzimmer rundum versorgt sein. Natürlich sind hier nicht alle Aspekte eines digitalen Klassenzimmers abgedeckt. Beispielsweise haben wir drauf verzichtet, ein DSGVO-konformes Klassenbuch vorzustellen. Das liegt aber auch daran, dass wir kaum Klassenbuch-Tools gefunden haben, die nicht DSGVO-konform sind. Eine Zusammenstellung von weiteren bzw. anderen didaktischen DSGVO-konformen Tools und ihren Erklärungen finden sich hier:

Eine Zusammenstellung von allgemein datenschutzkonformen Tools findet sich hier auf der nicht ganz so datenschutzkonformen Plattform Padlet:

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